Donnerstag, 26. Juli 2012

Arbeitsalltag in Ibanda

Nachdem ich nun wieder ein wenig „zur Ruhe“ von meiner Reiserei gekommen bin, möchte ich euch ein wenig von meinem Arbeitsalltag in Ibanda im Krankenhaus berichten.

Wie ich euch schon einmal berichtet habe, lebe ich hier gemeinsam mit 14 Ordensschwestern in einem Konvent.
Anfangs musste ich mich erst einmal an das Klosterleben gewöhnen, doch ich  fühle mich sehr wohl hier und ich habe mich auch nach kurzer Zeit an den Tagesrhythmus der Schwestern angepasst.
Die Schwestern kümmern sich sehr lieb um mich und es ist schön zu wissen, nicht alleine zu sein und dass sich Menschen für mich interessieren und sich auch Sorgen machen.
Dennoch habe ich auch meine Privatsphäre und mein Zimmer als Rückzugsort.
In der Gemeinschaft der Schwestern habe ich größtenteils den gleichen Tagesablauf und so stehe ich jeden Morgen um kurz nach 7 auf, um dann mit allen gemeinsam zu frühstücken.
Wenn ich im Spätdienst eingeteilt bin, leg ich mich meistens nochmal für ein (oder auch zwei) Stündchen hin
J Für den Frühdienst mach ich mich dann auf den Weg ins Krankenhaus, dass gleich neben dem Konvent liegt.

Nun zu meiner Arbeit:
Ich arbeite im Ibanda Hospital im Stadtteil Kagongo wieder im Kreißsaal… (wer hätte es gedacht)  
J
Das Kreißsaalteam besteht aus 7 Hebammen und den Krankenpflege- und Hebammenschülern.
Der Ablauf und die Arbeit unterscheiden sich auch sehr von Kyamuhunga, da in Ibanda ca. 30 Mütter stationär sind und im Durchschnitt 6 Geburten am Tag.
Dadurch ist immer viel zu tun und man kommt selten zum Sitzen.
Ich bin darüber ganz froh, denn das bedeutet für mich Geburten, Geburten, Geburten!
J

In Ibanda wurde ich von der Stationsleitung auch gleich von Anfang an ins kalte Wasser geschmissen und musste überall Hand anlegen. (weswegen ich zwar eingeschüchtert war, aber auch dankbar)
So habe ich mir dann durch Anleitung und Hilfestellung von Hebammen und Ärzten alle wichtigen Kenntnisse und Fähigkeiten angeeignet und entbinde nun selbstständig Mütter.
Es macht unglaublich viel Spaß und mit jeder Mutter und jedem Kind, das ich betreue vertiefen sich meine Kenntnisse und ich werde Tag für Tag besser.
Dennoch bin ich nie wirklich allein, falls es Komplikationen oder einen Notfall gibt, ist gottseidank immer eine weitere Fachkraft zur Hand.
So mache ich mich jeden Tag voller Spannung auf in den Kreißsaal, denn ich weiß nie welche Herausforderung mich erwartet. Ich bin wissbegierig und neugierig auf alle Raritäten in der Geburtshilfe…

Ok, nun genug erzählt…
Diese Woche habe ich einen Arbeitstag mit der Kamera festgehalten und möchte euch die Bilder nicht vorenthalten:


Morgens zur Übergabe wird erstmal ein wenig geblödelt :)

Die Hebammen Jane und Phiona

Phiona und Monic

Neue Hebamme im Team: Immaculate














Evas etwas überarbeitet :)


Dr. Peter nimmt eine Schwangere mit Beckenendlage auf

Untersuchung

Herztöne hören mit Hilfe des Hörrohrs























Philip und Jackson von der Ambulanz bringen eine Mama

Hebamme Sarah beim Dokumentieren

Ich entbinde eine Mama gemeinsam mit einer
Hebammenschülerin

Erstversorgung des Neugeborenen



























Leider kommen nicht nur gesunde und lebende Kinder auf die Welt:

Abgang in der 20. Schwangerschaftswoche

Zu klein zum Leben:
500g Neugeborenes stirbt nach einer Std.








Ein Neugeborenes mit Down-Syndrom















Dann ein Kaiserschnitt ruft! Hier nehme ich das Kind entgegen und kümmere mich um die Erstversorgung...


Ab in den OP!

Die Anästhestistin gibt eine Spinalanästhesie

Dr. Peter in Aktion

















Schichtende naht... Übergabe:
Stationsleitung Agnes, ich und Monic


So ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Einblick in meinen Arbeitsalltag im Kreißsaal geben...

Meine letzten Wochen in Uganda laufen, doch ich  hoffe bis zu meinem Rückflug am 1.September noch einiges zu lernen und mitzunehmen...


Liebe Grüße und bis bald,


eure Anja.

Donnerstag, 5. Juli 2012

Ruanda

Bin ich noch in Ostafrika?
Nina und ich im Niemandsland
Abschließend zu meinem Trip habe ich noch ein Wochenende in Ruanda verbracht.
So fuhr ich nachts in Kampala mit dem Bus los und war gegen 7 Uhr in der Früh in Ruanda an der Grenze angekommen.
Das erste Durchkommen war kein Problem, da ich als Deutsche kein Visum zahlen musste. Doch dann kam die Gepäckkontrolle!
J
Zum Glück wurde ich (im Gegensatz zu fast allen in meinem Bus) schon von anderen Freiwilligen vorgewarnt, denn man darf nach Ruanda keine Plastiktüten mitnehmen.
So wurden dann erstmal fleißig Koffer entleert und plastikfrei weitergeschickt.
Anschließend mussten wir dann noch übers Niemandsland gehen, was bei Vollnebel um 7 Uhr morgens ehrlich gesagt ein wenig gruselig war.
Doch schließlich habe ich alles überstanden und bin dann in Kigali in eine neue Welt eingetaucht.
Daran musste ich mich erst einmal gewöhnen:
-          Rechtsverkehr

Nina aufm Boda (mit Helm!)
-          Neue Sprachen (Kinyarwanda und FRANZÖSISCH!!)
-          Saubere Straßen und Wege
-          Straßen die problemlos befahrbar sind
-          Ampelsystem (an dass sich die Fahrer halten)
-          Bodafahren mit Helm
 -          Grundsätzlich Regeln und Vorschriften, an die sich alle halten




Die Gedenkstätte in Kigali
Ich könnte jetzt Stunden so weiter machen, aber kurz um erinnerte mich Kigali einfach an eine europäische Stadt.
In manchen Momenten habe ich schon ganz vergessen noch in Ostafrika zu sein.

Trotz allem habe ich das perfekte Ruanda nicht ganz abgekauft und wenn man genauer hinschaut, ist es das auch nicht.
Die Landbevölkerung ist sehr arm.
Bildung und Gesundheitsversorgung ist mangelhaft. (Besonders schlimm auf dem Land)

Und Ruanda ist ein Land, das mit einer schrecklichen Vergangenheit lebt.
à Dem Genozid von 1994.
Bei dem Völkermord kamen in Ruanda damals ca. 1  Millionen Menschen ums Leben.
Und ein Ereignis wie dieses ist natürlich nach 18 Jahren noch unglaublich präsent.
Nina und ich waren an einer Gedenkstätte, die Hintergründe und Fakten des Genozids genauer erklären und darstellen, auch unzählige Massengräber befinden sich dort.
Es ist schrecklich, was in Ruanda passiert ist und ich als „Ausländer“ denke mir dann immer, ob internationale Kräfte mehr tun können bzw. könnten. An diesem Beispiel ist mir wieder klar geworden, dass auf jeden Fall mehr getan werden kann, um unschuldige Menschen vor einem brutalen Tod zu schützen.

Vor allem im Hinblick auf die momentane Situation im Kongo (der auch nur wenige Stunden von mir hier entfernt liegt).

Massengräber in Kigali

Wall of Names (Einige der Opfer von 1994)



Ein Wagen des Hotels
Abends haben Nina und ich noch den Film „Hotel Ruanda“ gesehen, bei dem um das Hotel des Mille Collines in Kigali geht, das während des Genozids dank des Managers 1268 Menschen beherbergen und somit retten konnte. (Wirklich sehenswerter Film)








Alles in allem war es ein wirklich tolles Wochenende und Ruanda ist ein wunderschönes Land, das nicht umsonst das „Land der tausend Hügel“ genannt wird.
Es gibt auch noch viel mehr zu erkunden, als ich in ein paar Tagen gesehen habe, dennoch war es toll nach Tansania noch ein weiteres Land in Ostafrika gesehen zu haben…

 Bis bald,

eure Anja.