Samstag, 8. Oktober 2011

The African Way of Life

Von dem so hochberüchtigten KulturSCHOCK merk ich ehrlich gesagt noch nicht so viel, aber ich will mal nicht vorschnell urteilen. J
Natürlich ist hier einiges total anders, aber das war ja auch zu erwarten…?! Da ich schon ein paar Fragen diesbezüglich beantwortet hab, hier mal ein kleiner Bericht über ein paar Lebensumstände hier:

-          Ja, ich hab fließend Wasser. (Aber nur kalt)

-          Ja, ich hab Strom (Die meiste Zeit jedenfalls)

-          Ja, es gibt hier Handys und man hat auch (fast) überall gutes Netz.

-          Nein, ich bin bis jetzt nicht überfallen worden oder sonst irgendwie bedroht/bedrängt worden.

-          Nein, ich hatte noch keine Begegnung mit diversen Riesenspinnen oder –schlangen.

J

Ok, jetzt mal ein wenig ernster.
Meine Organisation hat hier ein gutes Wasserversorgungssystem installiert und wir haben überall fließend Wasser. Das Wasser aus der Leitung sollte dennoch nicht zum Trinken verwendet werden, also entweder trinke ich dann gekauftes Wasser in Flaschen oder abgekochtes Wasser. Außerdem ist das Wasser hier überall kalt, also wenn ich an einem frischen Tag mich ein wenig aufwärmen will und eine warme Dusche mir gönne, muss ich erst einmal Wasser aufkochen.

Meine Waschmaschine
Das gleiche Modell gibt es auch als Spülmaschine :)
Außerdem habe ich die letzten Wochen gelernt, mehr auf meine Sachen zu achten. J Zum einen schaue ich darauf, dass ich meine Kleidung nicht allzu schmutzig mache, denn später dann alles von Hand auszuwaschen ist, glaubt mir, nicht gerade spaßig, denn wir haben hier keine Waschmaschine. (Strom ist viel zu teuer). Also heißt es von Hand waschen und anschließend in der Sonne trocknen lassen…

Auch lasse ich meine Kleidung, wenn es schnell gehen muss oder ich zu faul bin, nicht (sowie oft zu Hause) ;) auf dem Boden liegen, denn ich bin nicht so scharf darauf Käfer oder andere Tierchen in meiner Hose zu finden.
J
Also wie ihr seht arrangiere ich mich mit den Umständen hier. Aber ich muss sagen, dass macht mir alles gar nicht sooo viel aus. Natürlich hab ich nicht immer Lust 2 Stunden Wäsche zu waschen, aber hier laufen die Uhren nun mal ein wenig anders und ich kann mir dann einfach Zeit dafür nehmen.

Strom ist eigentlich immer ziemlich zuverlässig vorhanden, ab und zu hatten wir mal kurz Stromausfall, aber nicht besonders erwähnenswert und im Krankenhaus springt in diesem Fall dann ein Generator an, also ist das eigentlich nicht so ein großes Thema. Das Internet hier ist dafür nicht sooo toll, also zum Skypen beispielsweise viel zu schlecht. Dennoch kann ich regelmäßig meine Mails checken und ab und an auch mal chatten, das reicht mir auch völlig aus.

Ein anderes (wie ich dachte, ein ziemlich „westliches Thema“) ist hier die Kommunikation. Da es hier keine Festnetzanschlüsse gibt, hat jeder (und wirklich jeder!!!) ein Handy (mindestens eins). Das Personal läuft meist mit zwei Handys in der Gegend rum, ein Privat- und ein Arbeitshandy. Und telefoniert wird hier eh ständig und überall. Also mit privaten Telefonaten am Arbeitsplatz sieht man es hier definitiv nicht so streng und so kann es schon auch mal passieren, dass die Schwester für eine gute halbe Stunde zum Telefonieren verschwindet. J Und solang jeder seine Arbeit noch ernst nimmt und weiß, wann er gehen kann und wann nicht, finde ich das auch völlig in Ordnung. Ich hab hier auch eine ugandische Nummer und wenn ich telefonieren möchte, dann kaufe ich mir „Airtime“, das ist in Deutschland wie mit einer Prepaid-Karte, auf die man immer Guthaben aufladen kann. Ist alles ziemlich unkompliziert und auch nicht so teuer (auch wenn ich nach Deutschland telefonieren möchte).

Zum Thema Sicherheit kann ich nur sagen, dass ich mich hier echt sicher fühle und bis jetzt nie eine Situation hatte, in der ich mich irgendwie bedroht oder gefährdet gefühlt habe. Hier auf dem Krankenhausgelände mache ich mir gar keine Sorgen, da oben am Tor alle Menschen kontrolliert werden die kommen und gehen und nachts laufen sogenannte „Watchmen“ herum und überwachen hier alles. Wenn ich unterwegs bin oder auch wo ich in Kampala war, hab ich schon mehr auf meine Sachen geachtet, aber auch nicht mehr als in jeder anderen Großstadt auch. Trotz allem riskiere ich keine möglich gefährlichen Situationen, aber es ist nicht so dass ich hier ständig in Angst lebe, dass mir was passiert.



Im Krankenhaus habe ich jetzt so langsam meinen Alltag und meinen Platz gefunden. Mich interessiert besonders die Arbeit im Kreißsaal. Hier hab ich die letzten Tage ganz schön viel Zeit verbracht und es ist so ein bisschen meine zweite Heimat hier geworden… J
Emma!!! :)
Aus diesem Grund war ich auch schon bei einigen Geburten dabei, was ein tolles Gefühl ist, wenn ein neues Leben auf die Welt kommt. Und diese Woche habe ich auch meine ersten Neugeborenen nach einem Kaiserschnitt entgegengenommen und erstversorgt, was ziemlich aufregend war…
Und auch beim Outreach habe ich gut 30-40 süße, schwarze Kinder geimpft. (Die das nicht so toll fanden, wie ich...
J )




Aber natürlich gibt es auch nicht soo tolle Erlebnisse, wie z.B. diese Woche: eine Todgeburt, ein Baby, das nach 3 Tagen verstorben ist oder auch eine 21-jährige Mutter, die an einer Sepsis zwei Wochen nach der Geburt ihres Kindes verstorben ist.
Diese Dinge sind natürlich nicht so schön in meinem Alltag, aber leider gehört das auch zu meiner Arbeit dazu und auch wenn das Thema Tod hier viel selbstverständlicher genommen wird, gibt es immer eine Möglichkeit darüber zu reden und ein wenig zu trauern.

Auch im OP hab ich mittlerweile tolle Erfahrungen und Fortschritte gemacht: Ich durfte schon bei 3 OPs dem Arzt assistieren!!!
Ich finde es toll, dass ich hier diese Chancen bekomme etwas zu lernen, auch wenn es nicht immer so einfach ist, da alles noch relativ neu für mich ist und ich auch alle medizinischen Begriffe erst auf Englisch lernen muss. Dennoch macht es unglaublich viel Spaß ein Teil davon zu sein!


Wenn es im Krankenhaus ruhiger ist, nehme ich mir auch „Office-Zeiten“, um Berichte zu schreiben, Mails zu verschicken oder kümmere mich um Spendenanfragen.
Außerdem habe ich seit ich hier bin angefangen Babymützen zu stricken. Meine ersten Mützen sind schon fertig und werden bald Neugeborene wärmen… Die Schwestern und auch das Personal vom Kreißsaal sind davon ganz begeistert und möchten unbedingt auch stricken lernen.
J
Sobald ich dann Stricknadeln hab, kann der Unterricht beginnen!

Volleyballmatch: Uganda vs. Kenia :)

Ansonsten besuche ich auch ein paar Leute einfach mal zum tratschen oder ab und zu trifft sich das Personal zum Volleyballspielen hier auf dem Gelände, was ziemlich witzig ist und am Wochenende hatten wir auch ein richtiges Match. J





Zum Weggehen gibt es hier in Kyamuhunga keine Möglichkeit, aber am letzten Wochenende von Annett waren wir hier in Ischaka (ca. 10 Minuten Autofahrt) in einem Club beim Tanzen und das war ganz cool, wenn ich sonst mal ein wenig größer feiern will, besuch ich halt Vince in Mbarara oder Matze in Kampala. J



Groß Heimweh hatte ich bisher noch nicht, natürlich gibt es Situationen wo ich mir denke „Das würd ich jetzt gern jemand erzählen!“ oder „Was würd da jetzt meine Mama dazu sagen?“, aber ich finde, das ist ja irgendwie normal. Ich freue mich darauf, wenn ich Besuch aus Deutschland bekomme und mein Leben hier dann mit jemand von zu Hause teilen kann. Dennoch bin ich hier immer viel beschäftigt und habe garnicht so die Zeit um Heimweh zu kriegen.
Außerdem halte ich regelmäßig Kontakt zu meiner Familie, schreibe E-mails und telefoniere ab und zu mit ihnen, denn nur weil ich in Uganda bin, bin ich ja noch nicht aus der Welt und ich möchte, dass Freunde und Familie in Deutschland an meinem Leben hier teilnehmen, aber ich auch an ihrem Leben immer noch teilhabe.

Also ihr dürft gern fleißig kommentieren oder mir (z.b. bei Facebook) schreiben...

Liebe Grüße, eure Anja.

1 Kommentar:

  1. Als fleißige Kommentarschreiberin muss ich mich jetzt doch mal wieder zu Wort melden :-)

    Ich finds echt super, dass dir das Leben und die Arbeit in Ughanda so viel Spaß machen!! Das ist wirklich das Wichtigste wenn man im Ausland ist...

    Für mich ists ganz schön jetzt mal selber diejenige zu sein die Blogs lesen darf und sie nicht schreiben muss ;-) Danke Anja!! :-)

    Ich hoff du erlebst noch ganz viele tolle, interessante und erzählenswerte Dinge und lässt uns weiterhin dran teil haben.

    Und vielleicht schaff ich es ja auch noch dich zu besuchen, obwohl die Lebensbedingungen wahrscheinlich nicht meinem Ideal von Urlaub entsprechen ;-) Spaß... (weißt ja wie es gemeint ist...) Wenn die Matzge des schafft schaff ich des au ;-)

    Also nochmal, alles Liebe!!
    Ich drück dich,
    Deine Bib

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